Du erinnerst dich sicher an die Karl May Filme deiner Jugend. Old Shatterhand begrüßte seinen Freund Winnetou mit Handschlag und einem herzlich geäußerten „Mein Bruder!“ Schon als Kind gefiel mir diese Szene immer ganz besonders. Und auch heute noch steht sie für mich wie keine Andere für die Versöhnung zwischen den Völkern und Rassen.
Etwa zu jener Zeit kamen die ersten Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland, sie brachten eine faszinierend fremde Kultur mit. Gleichaltrige Freunde zum Beispiel begrüßten sich immer mit Hakan Abi“, im Deutschen etwa „Bruder, was geht ab?“ Sie meinten damit natürlich nicht wirklich biologische Brüder, sondern einen Freund, vor dem sie einen gewissen Respekt empfanden.
Und schon längst ist dieser Begriff auch in der deutschen Jugendsprache angekommen. Hier lautet er als Abkürzung des amerikanischen „Brother“: „Bro“. Der ungeschriebene Verhaltenskodex zwischen den Bro´s ist es nun, der mich veranlasste, diesen Text zu schreiben.
Denn er erscheint mir moralisch so hochstehend, dass er ohne Weiteres auch als Kodex für eine größere Gemeinschaft dienen kann. Hier nur ein paar Beispiele:
- Ein Bro ist immer gut gelaunt
- Ein Bro erwidert immer den Gruß eines anderen Bro
- Kein Bro wird einen Anderen verurteilen oder gar aus seinem Leben stoßen, nur weil er eine andere Meinung hat
- Bro´s belügen sich nicht. Die Wahrheit ist ihre Ehre
- Zu jeder Tages- oder Nachtzeit sind Bro´s immer füreinander da
- Bro´s lehnen Gewalt in jeglicher Form ab
- Bro´s sprechen immer offen und ehrlich miteinander. So genannte Spielchen sind ihnen verhasst
Fernab aller romantischen Gefühle, die die eingangs erwähnten Karl May Filme auslösten: Ist ein solches Verhalten nicht die herrliche Vision einer zukünftigen Gesellschaft? Einer Gesellschaft, in der wir wirklich wieder als Menschen unter Menschen leben können?
Und können wir ein solch respektvolles Verhalten nicht auch als eine „Art von Liebe“ sehen? Ähnlich der, die in diesem Roman so ausführlich beschrieben wird: