Nach einem alten Text gab es eine Zeit im alten Ägypten, in der Wesen, die vom Himmel kamen, über das Land herrschten. Diese mysteriösen Wesen werden als „Götter“ oder „Halbgötter“ bezeichnet, die Tausende von Jahre lang lebten und regierten. Die Turiner Königsliste ist ein Kanon aus der Zeit der Ramessiden. Ein „Kanon“ ist eine Sammlung oder Liste von Schriften oder allgemeinen Gesetzen. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Riegel“ oder „Maßstab„.
Von allen so genannten Königslisten des alten Ägyptens ist die Turiner Königsliste die bedeutendste. Obwohl sie stark beschädigt ist, bietet sie sehr nützliche Informationen für Ägyptologen.
Geschrieben in einem altägyptischen Kursivsystem, dem Hieratischen, wurde die Turiner Königsliste 1822 in Theben vom italienischen Diplomaten und Entdecker Bernardino Drovetti gekauft. Obwohl es zunächst weitgehend intakt war und zusammen mit anderen Papyri in eine Schachtel gelegt wurde, zerfiel das Pergament bei seiner Ankunft in Italien und musste mit großen Mühen rekonstruiert und entziffert werden.
Etwa 48 Teile des Puzzles wurden zuerst vom französischen Ägyptologen Jean-Francois Champollion ( 1790 – 1832) zusammengesetzt. Später wurden weitere hundert Teilstücke vom Archäologen Gustavus Seyffarth ( 1769 – 1885) zusammengefügt. Eine der wichtigsten Restaurierungen wurde 1938 von Giulio Farina vorgenommen. Aber 1959 schlug der britische Ägyptologe Gardiner eine andere Platzierung der Fragmente vor.
Der nun aus 160 Fragmenten bestehenden Turiner Königsliste fehlen im Wesendlichen zwei wichtige Teile: Die Einleitung und das Ende. Es wird angenommen, dass der Name des Schreibers der Turiner Königsliste im Einführungsteil zu finden ist.
Was ist eine Königsliste?
Es ist eine Liste mit königlichen Namen, die von den alten Ägyptern in einer bestimmten Reihenfolge aufgezeichnet wurden. Diese Listen wurden normalerweise von Pharaonen in Auftrag gegeben, um zu zeigen, wie alt ihr königliches Blut ist, indem sie alle Pharaonen in einer ununterbrochenen Linie auflisteten.
Das ist der beste Weg, die Herrschaft verschiedener Pharaonen zu verfolgen, da die alten Ägypter dafür bekannt sind, Informationen wegzulassen, die sie nicht mochten, oder Informationen zu übertreiben, die sie ihrer Meinung nach gut aussehen ließen.
Man sagt, dass diese Königslisten nicht dazu gedacht waren, historische Informationen zu überliefern. Eher waren sie eine Form der Ahnenverehrung. Die alten Ägypter glaubten ja, der Pharao sei eine Reinkarnation von Horus und würde nach seinem Tod zu Osiris.
Alle anderen Listen wurden auf harten Oberflächen aufgezeichnet, die viele Leben lang halten sollten, wie Grab- oder Tempelmauern oder auf Felsen. Eine Ausnahme war jedoch die Turiner Königsliste, auch Turiner Königskanon genannt, die in hieratischer Schrift auf Papyri geschrieben wurde. Sie ist ca, 1,7 Meter lang.
Der Beginn laut Königsliste
Die alten Ägypter nennen die Zeit, als die Götter regierten, „Zep Tepi„. Es war ein goldenes Zeitalter, in dem die Wasser des Abgrunds zurückwichen, die ursprüngliche Dunkelheit verbannt wurde und die Menschheit ins Dasein trat.
Die Königsliste erzählt von Vermittlern zwischen Göttern und Menschen, den Urshu, einer Kategorie geringer Gottheiten, deren Titel „Die Wächter“ bedeutet. Und es sind besonders lebhafte Erinnerungen an die Götter selbst: Mächtige und schöne Wesen namens Neteru, die mit den Menschen auf der Erde lebten und ihre Macht von Heliopolis und anderen Heiligtümern den Nil hinauf und hinunter ausüben.
Einige dieser Neteru waren männlich und einige weiblich, aber alle besaßen eine Reihe übernatürliche Kräfte, darunter die Fähigkeit, nach Belieben als Männer oder Frauen oder als Tiere, Vögel, Reptilien, Bäume oder Pflanzen zu erscheinen. Paradoxerweise scheinen ihre Worte und Taten menschliche Leidenschaften und Sorgen widerzuspiegeln. Obwohl sie stärker und intelligenter als Menschen dargestellt wurden, glaubte man, dass sie unter bestimmten Umständen krank werden oder sogar sterben oder getötet werden können.