Abenteuer mit dem Nikolaus

nikolaus

Gestern jährte sich der Tag, an dem einer meiner Bekannten seiner Frau das obligatorische Nikolaus Geschenk im Wert von 2.000 € überreichte. Nach ein paar Anstandsminuten sagte er ihr, dass er noch schnell ein Bier gehen trinken gehen möchte. In Wirklichkeit ging er aber zu seiner Freundin Resi. Denn dorthin hatte er vom Studentendienst einen Nikolaus für die zwei gemeinsamen Kinder bestellt. Und diese Vorstellung wollte er sich natürlich nicht entgehen lassen!

Mein Bekannter kam gerade noch rechtzeitig, denn der Alte polterte schon die Treppe herauf. Es war eine gelungene Vorstellung! Die Kinder drückten sich ängstlich an ihren Papa, und erst mit der Zeit gewöhnten sie sich an den strengen Mann. Und sie sagten ihre einstudierten Gedichte und Lieder auf.

Resi störte den ganzen Ablauf, indem sie ständig blöd dazwischen kicherte. Es war meinem Bekannten schon peinlich. Der Nikolaus drohte ihr deshalb sichtlich verärgert ein paarmal mit der Route, aber darüber musste sie nur noch mehr lachen. Als er nun die Geschenke im Wert von 3000 € aus dem Sack verteilt hatte, wandte er sich zum Gehen.

Aber in diesem Moment prustete die Resi schon wieder los. Sie konnte sich einfach nicht beherrschen. Der Nikolaus sagte mit seiner tiefen Stimme zu ihr: „Ich kann gar nicht verstehen, wie du so brave Kinder haben kannst, wo du doch selber so wenig Respekt vor mir hast. Aber die Kinder werden wohl mehr nach ihrem Vater kommen!“ Wohlwollend nickte er meinem Bekannten zu, um dann fortzufahren: „Aber den nötigen Respekt vor dem Nikolaus werde ich dir schon noch beibringen!“

War das der Nikolaus??

Sprach´s, steckte die Resi in den leeren Sack und verschwand. Die Kinder riefen nach ihrer Mama und klammerten sich wieder vor lauter Angst an den Papa. Der hielt die ganze Sache natürlich für einen Scherz und glaubte, die Resi werde bald wieder kommen. Aber erst einmal hatte er volle zwei  Stunden damit zu tun, die Kinder zu beruhigen und ins Bett zu bringen.

Dann musste er noch Geschichten vorlesen und Lieder singen. Sie baten ihn immer wieder um noch ein Lied. Er hat sicher alle Lieder, die er kannte, acht Mal gesungen, bis sie endlich alle drei eingeschlafen sind. Früh um vier wachte er auf und suchte die ganze Wohnung nach Resi ab, weil er ja immer noch alles für einen Spaß hielt. Aber sie war nicht da. Er wartete  noch bis sieben, dann rief er ihre Mutter an und bat sie, sich um die Kinder zu kümmern. Er musste ja schließlich um 8:00 Uhr im Büro sein. Auch ihre Mutter hielt alles für einen Spaß und war überzeugt, dass Resi im Laufe des Tages zurück kommen würde.

Ja, inzwischen ist nun ein Jahr vergangen, und Resi ist immer noch nicht zurück gekommen. Die Kinder werden ja von ihrer Oma gut versorgt, aber meinem Bekannten fehlt noch irgendwas. Weißt du, er hat sich so an sie gewöhnt. Und dann ist er ja auch nicht mehr der Jüngste. Er kann einfach nicht mehr bei einem so jungen knusprigen Ding landen. Du sagst jetzt sicher, dass er doch verheiratet ist. Und dass es  unmoralisch ist, eine Geliebte zu haben. Das ist alles großer Quatsch.

Denn bitte: Ernährst du dich denn nur von deiner Lieblingsspeise? Ein Mann braucht die Abwechslung,  und man lebt ja schließlich nur einmal. Jedenfalls hoffte er, dass der Nikolaus am heurigen Nikolaustag seine Resi zurück bringt. Aber er kam gar nicht erst! Natürlich fragte er beim Studentendienst nach. Und  dort versicherte man ihm ganz erstaunt, dass sie ihm voriges Jahr wegen Personalmangel keinen Nikolaus schicken konnten.

Es war also ein Anderer, der der letztes Jahr bei ihnen war. Aber wer war er, um Himmels willen? Nun meine Frage an dich: Wohin kann sich mein Bekannter denn wenden, und wo wohnt der Nikolaus überhaupt? Der Arme hätte doch gar zu gern seine Resi wieder!

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