Der Denkanstösse Nummer I:
„Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk. Dann Gnade Euch Gott!“
Laut dem allwissenden Faktenchecker unseres geschätzten Facebook stammt dieses Zitat nicht von Theodor Körner (*1791, +1813), sondern von einer unbekannten (na, das ist einfach!) Neonazi-Schwurblerin. Wie deren Name ist, darüber hüllen sich die allwissenden Faktenchecker natürlich in vornehmes Schweigen.
Das Zitat wurde laut Recherchen des Literaturwissenschaftlers Erhard Jöst am 21. April (!) 1990 bei einer Neonazi-Großveranstaltung im Münchner Löwenbräukeller erstmals vorgetragen. Dass dieser Herr Jöst aber auch (oder nur) Schriftsteller, Kabarettist und ehemaliger Lehrer ist, erfährst du erst, wenn du die Wikiblödia konsultierst. Und sitze ich vielleicht dem Mandela-Effekt auf, wenn ich meine, dieses Zitat schon vor 1990 gekannt zu haben?
Die Wendung, „vom Feinde bezahlt“, gehöre zur typischen Verschwörer-Weltsicht der pöösen Rechtsextremen, wobei als Feind entweder „die Amerikaner“, „die Linken“, „die Juden“ oder heutzutage George Soros herhalten muss. Letzterer macht in der Fantasie dieser armen Irren die CDU/SPD-ReGIERungen durch Bestechung gefügig.
Ja, und wie oft mussten wir schon erleben, dass so genannte Verschwörungstheorien plötzlich Realität waren?
Ich jedenfalls fühle mich bei diesem Faktenchecker immer mehr an das Wahrheitsministerium in Orwells ´1984´ erinnert. Orwell wiederum war kein Hellseher, sondern führendes Mitglied des britischen Geheimdienstes. Und das ist keine Verschwörungstheorie sondern blanke Wahrheit. Tante Google wird´s dir bestätigen.
Aber Vorsicht: Du musst ein wenig graben. Die ersten Treffer bei Google werden dir wie immer Mainstream-Medien zeigen. Und die berichten natürlich einheilig, dass der arme Orwell vom britischen Geheimdienst MI5 ausspioniert wurde.
Und noch mal Vorsicht: Gerade heute darfst du nicht alles glauben, nur weil es im Internet steht. Wir müssen uns immer wieder fragen: ´Cui bono´- ´Wem nützt es´? In einem früheren Beitrag habe ich dir schon einiges darüber erzählt, woher denn unser Wissen überhaupt stammt.
Ein Denkanstoss führt
zum Nächsten
Dass wir heutzutage mitten in diesem Orwell-Staat – wenn nicht gar mitten im Dritten Weltkrieg – leben, zeigt dir die Rechtfertigung der bayerischen ReGIERung für das neue Polizeigesetz, das seit Sommer 2018 gilt. Sie lautet nämlich, man wolle mit diesem schönen Gesetz „die Bürgerrechte stärken“. Ist doch fürsorglich, oder? Aber sehen wir uns das Ganze mal etwas näher an:
- Die Polizei in Bayern darf Handgranaten tragen!
- Die Polizei darf V-Leute in Chats einschleusen!
- Die Polizei darf völlig ohne Verdacht auf konkrete Straftaten ermitteln!
- Die Trennung zum Nachrichtendienst, dem BND, ist verwischt!
Das Gesetz wurde von der in Bayern allmächtig reGIERenden CSU praktisch ohne Gegenwehr und im Eilverfahren durch den Landtag gepeitscht. Ach ja, „Bürgerrechte stärken“: Ist eine solche Aussage etwas Anderes als Orwell‘scher Neusprech?
Apropos Facebook. Wenn du dort einen Account hast, wirst du sicher wissen, dass du deine Hobbys angeben kannst. „Denken“ ist aber nicht darunter … Probiere es aus, denn wie ein (der Welt noch unbekanntes) Genie immer sagt: „Versuch macht klug!“
Der Denkanstösse Nummer II:
„Die perfekte Diktatur wird den Anschein einer Demokratie machen, einem Gefängnis ohne Mauern, in dem die Gefangenen nicht einmal davon träumen auszubrechen. Es ist ein System der Sklaverei, bei dem die Sklaven dank Konsum und Unterhaltung ihre Liebe zur Sklaverei entwickeln.“
Das schrieb Aldous Huxley, und zwar schon im Jahr 1931. Huch, war er etwa Hellseher? Natürlich genauso wenig wie der alte Orwell. Er war nur der Bruder von Sir Julian Huxley, der nicht nur eines der Gründungsmitglieder des WWF, sondern auch ein glühender Befürworter der Eugenik war. Und wenn du mit diesem Begriff nichts anfangen kannst, mache dir keine Gedanken. Denn heute nennt man das ´Transhumanismus´, und meint damals wie heute den Fortschritt der menschlichen Rasse durch wissenschaftliche Prozesse. Also zu deutsch eine Bevölkerungskontrolle, indem bestimmte Menschengruppen ausgerottet werden.
Der Großvater dieser beiden Männer war Thomas Henry Huxley. Und auch er war ein durchaus bemerkenswerter Geist. Gleichwohl kann ich sicher nicht alles unterschreiben, was er so von sich gab. Ein Zitat gibt es aber, was so oder so ähnlich auch von mir stammen könnte: „Für einen Affen als Vorfahren würde ich mich nicht schämen. Wohl aber für einen geistreichen Mann, der versuchte die Wahrheit zu verschleiern.“ Dieser Huxley lebte von 1825 bis 1895 und war britischer Biologe, Bildungsorganisator und vergleichender Anatom.
Darüber hinaus stammt von ihm der Begriff des Agnostizismus, denn er war der wohl einflussreichste Befürworter der Evolutionstheorie eines Charles Darwin. Mit einem Agnostizismus allerdings konnte und kann ich mich nicht anfreunden. Denn ich traue dem menschlichen Bewusstsein wirklich und buchstäblich alles zu. Also auch die Fähigkeit zu erkennen, wer oder was der Ursprung von allem ist.
So, und nun hatte ich eigentlich vor, diesen beiden Denkanstößen noch einige weitere folgen zu lassen. Aber ich habe mich so in Rage geschrieben, dass ich dich für einige weitere Stupser diese Art auf mein Buch verweisen muss. Es ist jederzeit für kleines Geld bei Amazon erhältlich und garantiert ein erHELLendes Lese-Abenteuer: