Die Unter­welt von Neapel

neapel

Die unter­ir­di­sche Stadt Nea­pel ist extrem wenig erforscht. Nie­mand kennt ihre wah­re Grö­ße. Spe­leo­lo­gen, die in den letz­ten drei­ßig Jah­ren das gigan­ti­sche Netz der Ker­ker stu­diert haben, schätz­ten, dass min­des­tens 60 % der Stadt­be­völ­ke­rung unter dem his­to­ri­schen Niveau der Stadt leben und arbei­ten. Ledig­lich im Stel­la-Gebiet gibt es etwa 62 künst­li­che Grot­ten und Höh­len, die für den Ein­satz wie­der­her­ge­stellt wur­den, mit einem Gesamt­vo­lu­men von etwa 160.000 Kubikmeter.

Wei­te­re 86 Höh­len befin­den sich unter San Car­lo all’A­re­na, 85 im Gebiet Avvo­ca­ta, 34 im Gebiet San Fer­nan­do und Chi­ai­ai­a­ia, 32 in der Nähe von San Loren­zo und 28 unter Kap Pos­il­li­po. Und das ist nur ein Teil der rie­si­gen Liste.

Ins­ge­samt haben For­scher vom Ende des Zwei­ten Welt­kriegs bis heu­te rund 700 Hohl­räu­me in der Nähe von Nea­pel ent­deckt, bestehend aus Tun­neln, Gale­rien, Höh­len, Geheim­gän­gen. Ins­ge­samt beset­zen sie eine Flä­che von etwa einer Mil­li­on Qua­drat­me­tern. Neu­es­te Stu­di­en von Enthu­si­as­ten und Spe­leo­lo­gen deu­ten dar­auf hin, dass noch vie­le wei­te­re Hohl­räu­me nicht ent­deckt wurden.

Wenn ganz zu schwei­gen von berühm­ten Kata­kom­ben und Höh­len von archäo­lo­gi­scher Bedeu­tung, wird sich her­aus­stel­len, dass Hun­der­te ande­rer von nea­po­li­ta­ni­schen “städ­ti­schen Spe­leo­lo­gen” unter­such­ten Unter­grund­ge­bie­te prak­tisch unzu­gäng­lich und in einem schreck­li­chen Zustand sind.

Oft gelingt es Spe­leo­lo­gen, Was­ser­lei­tun­gen, Aquä­duk­te und Zis­ter­nen aus der grie­chisch-römi­schen Zeit zu ent­de­cken; jetzt sind sie unzu­gäng­lich und gefüllt mit Müll. Aber die­ses anti­ke Sys­tem ver­sorg­te die gan­ze Stadt bis zum Ende des letz­ten Jahr­hun­derts mit Trinkwasser.

Häu­fi­ge Fäl­le von Ein­sturz, Erd­rut­schen bil­de­ten Karst­trich­ter in vie­len Tei­len der Stadt. Die­se Kata­stro­phen ver­ur­sach­ten Ver­letz­te und Tote und mach­ten die Bür­ger schnell auf die “Par­al­lel­stadt” aufmerksam.

Geheim­nis­se in Neapel

Gior­gio Man­ci­ni beschreibt in sei­nem Buch “Der geheim­nis­vol­le Sebe­to” (ver­öf­fent­licht 1989) die Geschich­te des mythi­schen Flus­ses Sebe­to. Er erzählt von der Erfor­schung des anti­ken Unter­grund­was­ser­sys­tems durch den berühm­ten Archi­tek­ten Pie­tro Anto­nio Let­tie­ri im Jahr 1560. Nach vier Jah­ren, in denen Let­tie­ri die Kar­te der Nea­pel Dun­ge­ons schmerz­haft über­wacht und sich auf die Kar­te bewor­ben hat, schrieb er: “Ich kann mit Sicher­heit sagen, dass es eine gro­ße Schan­de wäre, die Ergeb­nis­se die­ser öffent­li­chen Arbeit nicht wiederherzustellen.”

Das Sys­tem begann mit einem künst­li­chen Pool, der von einem Stau­see um Seri­no gespeist wur­de, der Nea­pel und Pozzouli ver­bin­det und in Baia ende­te, wo es den rie­si­gen Stau­see von Pisci­na Mira­bi­lis füll­te, der von die kai­ser­li­che Flot­te in Mise­no. Pisci­na Mira­bi­lis ist heu­te die größ­te ihrer Art seit der Anti­ke in erstaun­lich gutem Zustand.

Orga­ni­sa­tor der berühm­tes­ten Erkun­dung von Nea­pel Ker­ker Ende letz­ten Jahr­hun­derts war der nea­po­li­ta­ni­sche Inge­nieur Guil­ler­mo Meli­sur­go. Ein­zel­hei­ten sei­ner zwei­jäh­ri­gen inten­si­ven Arbeit wer­den in einem 1889 ver­öf­fent­lich­ten Buch beschrie­ben; es heißt “Under­ground Nea­pel. Die Topo­gra­phie des Tief­seen­net­zes der Kanä­le, ein Bei­trag zur Stu­die des Unter­grunds Nea­pel“ (vor eini­gen Jah­ren wur­de die Mono­gra­phie vom Kolon­nes­er Ver­lag neu veröffentlicht).

Aka­de­misch teil­te er die unter­ir­di­sche Stadt in fünf „Was­ser­be­zir­ke“ auf: San Loren­zo, Ban­chi Nuo­vi oder Spin­to San­to, Mon­te­cal­va­rio oder Cari­tà, San Fer­di­nan­do und Regi Stu­di. Er zähl­te 3.350 Brun­nen oder Poz­zi, die zu einem Bol­la-Aquä­dukt gehör­ten! Die For­schung, auch wenn sie nur das anti­ke Was­ser­sys­tem betraf, war unschätz­bar wert­voll. Und heu­te wer­den sei­ne Ergeb­nis­se von moder­nen Ent­de­cker aus dem unter­ir­di­schen Nea­pel verwendet.

Dies sind Aus­zü­ge aus einem Arti­kel auf der Face­book-Sei­te “Nea­pel in slawisch”.

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