Friedrich Nietzsche sehe ich als meinen persönlichen Wahlbruder im Geiste, denn seine Gedankenwelt spricht mich sehr an. Und so verstimmter bin ich nun über seine Schwester. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde bekannt, dass sie Schriften und Briefe ihres Bruders verfälschte. So ist sie dafür verantwortlich, dass sich das Nazi-Regime Nietzsches Gedanken bemächtigen konnte.
Der Nazi allerdings war sie selbst. 1885 heiratete sie den Lehrer Bernhard Förster, der wegen seiner rabiaten antisemitischen Äußerungen vom Schuldienst suspendiert worden war und folgte ihm nach Paraguay. Dort gründeten sie die Siedlungskolonie Nueva Germania.
In seiner Autobiographie „Ecce homo“ schreibt Nietzsche über seine Schwester: „Die Behandlung, die ich von Seiten meiner Mutter und meiner Schwester erfahre, bis auf diesen Augenblick, flösst mir ein unsägliches Grauen ein: Hier arbeitet eine vollkommene Höllenmaschine, mit unfehlbarer Sicherheit über den Augenblick, wo man mich blutig verwunden kann – in meinen höchsten Augenblicken, … denn da fehlt mir jede Kraft, mich gegen giftiges Gewürm zu wehren.“
Nach Friedrichs Tod riss sie seinen Nachlass an sich und sonnte sich im Andenken an das große Genie ihres Bruders. Und das, obwohl sie seine Philosphie nie verstanden hatte und sich nicht einmal für sie interessierte!
Seine „Familie“ kann sich eben niemand aussuchen ….