Habs­burg und die Legen­de der wei­ßen Gemse

habsburg

In die­sem Bei­trag wer­de ich dir von einem Mit­glied des Hau­ses Habs­burg und der Legen­de der wei­ßen Gem­se erzäh­len. Die Jagd ist unter dem Namen “Krie­ger” einer der vier Arche­ty­pen der männ­li­chen See­le. Wie bei allen Arche­ty­pen gilt es, dass wir auch die­sen nicht unbe­herrscht aus­le­ben, son­dern ihn zügeln und in die Per­sön­lich­keit integrieren.

Aber in der Welt sieht es lei­der anders aus. So ist mein ehe­ma­li­ger Schwie­ger­va­ter begeis­ter­ter Jäger. Als er in Ren­te ging, erfüll­te er sich einen Lebens­traum. Er gab Tau­sen­de von Euro aus, um an einer Groß­wild­jagd in Afri­ka teil­zu­neh­men. In mei­nen Augen ist das pure Mord­lust, und dazu noch ziem­lich fei­ge. Denn das Tier hat kei­ne Chan­ce zur Gegen­wehr. Aber zum Glück lief ihm kei­ne wei­ße Gem­se vor die Flinte!

Haus Habs­burg und die Jagd

Denn es geht noch schlim­mer. Da gab es den Erz­her­zog Franz Fer­di­nand von Öster­reich-Este, sei­nes Zei­chens Thron­fol­ger der Habs­bur­ger im frü­hen 20. Jahr­hun­dert. 272.511 Tie­re soll er in sei­nem Leben getö­tet haben. Er pirsch­te sich dabei nicht durch das Gestrüpp an das Wild. Nein, er stand nur auf sei­nem Hoch­sitz und schoss. Unun­ter­bro­chen, manch­mal stun­den­lang. Die hilf­lo­sen Tie­re wur­den dem hohen Herrn direkt vor die Flin­te getrie­ben, und sei­ne Hel­fer hat­ten die Auf­ga­be, stän­dig nachzuladen.

Hat das noch irgend­was mit Jagd zu tun? Oder ist das nicht viel mehr ein sinn­lo­ses Gemet­zel? Und was sagt die­se unglaub­li­che Zahl an wehr­lo­sen Opfern über den Gemüts­zu­stand des Man­nes aus, der ein­mal Kai­ser von Öster­reich-Ungarn gewor­den wäre? Die­ser patho­lo­gi­sche Jäger hät­te unüber­seh­ba­re Macht­fül­le erhal­ten, wenn … ja, wenn das Atten­tat in Sara­je­wo nicht gesche­hen wäre.

Die­ses Atten­tat bil­de­te den Start­schuss zum Ers­ten Welt­krieg, der eine gan­ze Welt ver­sin­ken ließ und in den nächs­ten Welt­krieg mün­de­te. Vie­le Mil­lio­nen Tote und namen­lo­ses Leid waren die Fol­ge. Nun gibt es die Legen­de von der wei­ßen Gem­se, die sehr sel­ten in Tirol gesich­tet wird. Seit Urzei­ten haben die Men­schen gro­ße Ehr­furcht vor einem sol­chen Tier, das nur bei einer von 10.000 Gebur­ten vor­kommt.  Albi­nos darf nie­mand jagen und töten, denn dies wür­de inner­halb nur eines Jah­res größ­tes Unglück nach sich ziehen.

Zum Bei­spiel befrei­ten Tier­schüt­zer auf Bor­neo ein wei­ßes Goril­lakind aus einer Kis­te, und das ist kei­ne Legen­de. Es wur­de dort als Glücks­brin­ger gehal­ten. Letzt­end­lich brach­te es sich sel­ber Glück, denn es konn­te erfolg­reich aus­ge­wil­dert werden.

Die wei­ße Gem­se und der Ers­te Weltkrieg

Aber zurück zum Habs­burg-Erz­her­zog, der von die­ser Legen­de erfuhr, als er sich zur Jagd in Tirol auf­hielt. Sofort wies er sei­ne Gehil­fen an, eine wei­ße Gem­se für ihn zu fin­den. Tat­säch­lich wur­de ihm das sel­te­ne Tier vor die Flin­te getrie­ben, und er schoss. Weni­ge Mona­te spä­ter brach er mit sei­ner Gemah­lin nach Sara­je­wo auf. Dass er, bevor er ins Auto stieg, noch schnell noch eine Kat­ze mit sei­ner Pis­to­le töte­te, gerät zur Rand­no­tiz der Geschichte.

Was ist nun aber mit der Legen­de der wei­ßen Gem­se? Hat sie sich durch die bei­den Welt­krie­ge furcht­bar erfüllt? Vie­le Men­schen sehen hier nichts als puren Zufall. Aber wir wis­sen ja, dass es kei­ne Zufäl­le gibt … Und tat­säch­lich sind die Tiro­ler Sagen­bü­cher voll mit Geschich­ten über Jäger, die dem Albi­no-Tier trotz Tabu nach­stell­ten und dabei oder kurz dar­auf zu Tode kamen.

Wer tötet und noch dazu aus Lust, zeigt, dass das Tabu des Tötens kei­ne Macht mehr über ihn hat. Einst wie jetzt gibt es wohl kein mäch­ti­ge­res Zei­chen der tota­len Kon­trol­le — über Leben und Tod eben­so wie über Schuld und Ver­ge­bung. Wer tötet, zeigt zugleich, dass er bereit ist, auch für­der­hin Tabus außer Kraft zu set­zen. Die Tötungs­hand­lung kommt einem emo­tio­na­len Damm­bruch gleich. Wer ein­mal tötet, fin­det kein Ende mehr. Das Aus­rot­ten ver­spricht eine fina­le Lösung. Es bleibt kei­ner mehr übrig, der an die aus­ge­lösch­ten Leben erin­nert.” Das jeden­falls schreibt Dr. phil. Han­na Rheinz in ihrer “Klei­nen Psy­cho­dy­na­mik der Jagd”.

In allen Sagen steckt ein wah­rer Kern, das wird wohl so sein. Die besag­te wei­ße Gem­se jeden­falls, die der patho­lo­gisch schieß­wü­ti­ge Erz­her­zog von Habs­burg  töte­te, wur­de prä­pa­riert und steht bis heu­te im Salz­bur­ger Haus der Natur.

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