Gut und Böse: Eine Parabel 1. Teil

gut und böse

!!! VORSICHT !!!
BLASPHEMIE !!! KETZEREI !!!
!! Verbrennt sie, die Hexe !!

„Im Himmel ist mal wieder der Teufel los!“ Michael erschrak. Was war Gabriel doch ein Lästermaul! „Nicht so laut, du! Stell dir vor, was passiert, wenn JHWH dich hört!“

Gabriel zuckte gleichmütig Schultern samt Flügel. „Du, Michael. Das, was passieren könnte, ist mir eigentlich schnuppe. Wenn der Alte die Wahrheit nicht mehr verträgt, die er doch schließlich höchstselbst erschaffen hat …“

Michael seufzte. „Ja, das ist lange her. Vielleicht schon viel zu lange. Aber Recht hast du, großer Gabriel. Hier oben ist der Teufel los … genauso, wie er unten auf der Erde auch los ist. ´Wie oben, so unten´, oder wie geht der Spruch?“

Ein furchtbarer Schrei riss die beiden Erzengel auseinander. „Habt ihr beiden Quasselstrippen nichts Besseres zu tun? Seht euch um, wie´s hier wieder aussieht! Macht mal bisschen Dampf, damit hier endlich mal aufgeräumt und geputzt wird!“

Verständnislos sahen sich die beiden Erzengel um. Was wollte der alte JHWH bloß? Der ganze Himmel funkelte und glitzerte doch, und zwar von einem fernen Ende bis zum Anderen! Ja, dachte Gabriel still bei sich, ist doch eigentlich klar: Wenn man mit sich selbst nicht klar ist, stört einen sogar eine nicht vorhandene Fliege!

Michael stieß ihn an. „Ja, du hast Recht“, seufzte Gabriel ergeben. „Dann werden wir eben die Engel nochmal zum Putzen treiben. Der Chef hat schließlich immer Recht …“

Und noch einmal tönte die furchtbare Stimme, nun schon von einer Elektronischen kaum mehr zu unterscheiden: „Michael, her zu mir! Sofort!“ Da konnte man einen blitzenden Kondensstreifen sehen!

„Ja, hier zur Stelle, großer Gott!“, schlug der mächtige Erzengel die Augen nieder, wie es die Vorschrift wollte.

„Sag mal, du alte Trantüte, muss ich hier denn seit Neuestem alles selber machen? Oder findest du etwa gut, was immer noch auf der Erde abgeht?“

„Herr, gegen die vielen Kriege scheint echt kein Kraut gewachsen zu sein …“ „Und wie es gewachsen ist! Die Idioten da unten kriminalisierten seinen Konsum, weil es wahrscheinlich nicht genug Geld einbringt und dennoch viel zu wirksam ist! Aber ich meine nicht die Kriege, ich meine was Anderes!“

Michael überlegte fieberhaft, was denn Anderes den Zorn JHWHs erregt haben könnte – aber er kam und kam nicht drauf … und auch zu fragen traute er sich nicht.

Die Computer-Donnerstimme ließ nicht locker. „Was stehst du hier noch so transusig rum? Gib gefälligst Antwort!“

„Herr …“, begann Michael zaghaft. Und jetzt endlich checkte der Allmächtige, welch dummen Erzengel er da erschaffen hatte. So sauer war er in diesem Augenblick mit sich selber, dass es ihm fast die Luft abdrücken wollte.

Nach einem Griff ans göttliche Herz beugte er sich vor und funkelte Michael an. „Oder findest du es vielleicht normal sehen zu müssen, wie sich da unten in diesem Sündenpfuhl Männer mit Männern und Frauen mit Frauen vergnügen?“

Michael schluckte. Na, wenn er keine anderen Sorgen hatte … Und laut sagte er, obwohl er sehr über seinen Löwenmut staunte: „Ich find das nicht sooo schlimm. Weil, Herr … Menschen, die sich lieben, schlagen sich nicht die Köpfe ein …“

Weiter kam er nicht. Eine schrecklich elektronische Stimme brüllte ihn so dermaßen zusammen, dass er meinte, in Grund und Boden versinken zu müssen – wenn es hier oben im Himmel nur so etwas gäbe: „Liebe nennst du so was? Liebe??? Ja, sag mal: Geht´s dir noch gut? Das ist ein Greuel vor mir! Ein Greuel, hast du gehört??“

„Ja, Herr!“, flüsterte Michael ergeben. Wie konnte er das bloß vergessen? Ein kleines Bisschen beruhigt lehnte JHWH sich zurück. „So. Und was gedenkst du dagegen zu tun?“

… dagegen tun? Der Alte muss doch total abgedreht haben!, schüttelte der Erzengel den flammenden Kopf. Aber pflichtgemäß – der Chef hat immer Recht! – überlegte er laut: „Tja, lass mal sehen. AIDS haben sie schon …“

„AIDS! Das ist doch ein Witz in Tüten! Die sagen sich jetzt da unten so was wie ´Jetzt erst Recht!´ Am liebsten würde ich diesen ganzen versifften Planeten aus meinem Kosmos radieren, aber …“

JHWH vergaß, dass Michael noch immer vor ihm stand und auf Instruktionen wartete. Er versank in traurige Gedanken an damals, als noch alles in Ordnung war. An damals, als der vierte, strahlendste und liebste aller mächtigen Erzengel noch hier bei ihm im Himmel war.

… Fortsetzung folgt! Hier in diesem Blog … oder mit vielem Anderen in diesem Buch*:

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